Robert Reszner

das äussere

ist teil des projektes DAS DENKMAL von wolfgang sohm. mit der suche nach der eigenen erinnerung – dem privatesten raum des menschen – beginnt eine aufhebung der grenzen zwischen persönlicher künstlerischer praxis, individueller biographie und der gemeinsamen erfahrung kollektiv persönlichkeitsbildender vorgänge. die geschichte bindet die personen an ihre herkunft, kraft der vorstellung eine identität zu erhalten, die, jenseits der absolutheit völlig individuellen erlebens, gemeinschaft erzwingt.

der ort dieser verbindungen liegt weit hinter uns, wie in einem unterirdischen versteck, umgeben von den hoffnungen der kindheit und deren erinnerung. diese geschichte vollzieht robert reszner an sich, wie auch alle anderen beteiligten an dem projekt DAS DENKMAL, als er beginnt für diese suche in seiner erinnerung zu forschen und schließlich hinter seinem elternhaus, unter einer felswand, zu graben. was er dort sucht und dann auch findet ist ein äusserster punkt seiner erinnerung. ein ort der sehnsucht, wie ihn jedes kind erhält. dieser ideale ort in den imaginierten verstecken der kindheit, meist unbetretbar, wurde von ihm im inneren des berges angenommen, als kind von ihm schon gesucht und nun in anderer weise auf- und vorgefunden. was in dem berg lag, das war ein stollen, von zwangsarbeitern in den kalk getrieben, der tatsächlich eine erstaunliche parallele zu den kollektiven vorgängen behielt, die dem projekt DAS DENKMAL methode sind: die beschreibung eines kollektiven biographems durch dessen materialität, also der herstellung seiner form.

 

mein elternhaus in pernitz, in niederösterreich, lag in der pottensteinerstr. 12 nahe einem kleinen felsabbruch. aus dieser felswand ragte ein kleiner holzvorbau. von 1972, also von meinem dritten lebensjahr, datiert meine früheste erinnerung daran. er war aus rohen ziegellatten ausgeführt und zwischen diesen war eine verschlossene rote eisentüre durchzusehen. ein felssturz deckte den vorbau teilweise zu. um die gefahr von nachstürzen zu vermeiden, wurde da­nach der restliche überhang beseitigt und dabei der vorbau endgültig verschüttet. während meiner volksschulzeit entwickelte ich interesse an dieser erinnerung. ich vermute­te den innenraum des ehemaligen vorbaus als noch intakt, und so begannen ich und ein schulfreund dort zu graben. wir kamen bis zu dem dach des vorbaus und sahen wieder­um bis zur roten eisentüre, aber diesmal durch den giebel. durch beständige nachrutschungen mußten wir die grabung aufgeben. als kind war mir bekannt, daß die rote eisentüre in einen ehemaligen luftschutzraum führt und daß dieser zuletzt als sprengstoffdepot in verwendung war. zwangsarbeiter, die alle einer minderheitengruppe in rumänien, den huzulen, angehörten (sie trugen weiße kitteln mit breiten ledergürteln), trieben während des 2. weltkrieges händisch sprenglöcher in den fels und führten nach den sprengungen auch die sonstige bearbeitung aus­schließlich händisch durch. der stollen soll 30 bis 50 meter in den berg führen, sich nach hinten zu verbreitern und einen steintisch beinhalten. diese vorstellung habe ich in meiner kindheit gehabt und sie wurde mir durch ältere verwandte bestätigt.”

 

23. – 26. april 1997: die freilegung beginnt. acht kubikmeter material werden abgetragen und abtransportiert. eine niveautiefe von 3,5 m ist erreicht.

 

 

2. mai 1997: verwitterte holzbretter kommen zum vorschein. es handelt sich um den vorbau aus holz, der durch den druck geknickt und zum großteil mit material ausgefüllt ist.

 

6. mai 1997: lüftungsgitter werden sichtbar. die rote eisentüre ist erreicht.

 

 

17. mai 1997: die eisentüre wird ge­öffnet. hinter der eisentüre erscheint eine zweite aus holz bestehende türe, die stark verwittert ist und bei berührung in sich zusammenfällt. der vordere stollen wird betreten. das feuchte, erodierte, rohe kalkgestein bildet das ge­wölbe. in einer tiefe von 3 metern schließt eine ziegelwand den stollen ab. der hauptteil des stollens ist nach wie vor verschlossen.

 

22. mai 1997: drei von den vier zum sicheren zugang notwendigen rohrteilen werden eingesetzt. mitte juni 1997 wurde nach der installation des letzten rohrteils eine sichere besichtigung des vorderen stollens möglich. die ziegelmauer die den inneren stollenraum abschließt bleibt noch undurchbrochen.

 

 

mitte juni 1997 war nach der installation des letzten rohrteiles im äußeren eine sichere besichtigung des inneren raumes bis zur ziegelwand hin möglich. diese ziegelmauer wurde im jahr 2000 geöffnet und mit einer türe versehen. hinter der wand wurde ein sich rechtwinkelig in 2 stollen teilender raum betretbar. die raumlänge bis zum jeweiligen stollenende betrug etwa 10 meter, die höhe, abhängig von der gesteins­beschaffenheit bzw. deren schichtung, zwischen 2 und 3 meter. an den beiden blinden stollenenden fanden sich bohrlöcher, wie bereit zur weiteren arbeit am stollen.
konzept robert reszner I text wolfgang sohm

 

 

the exterior

is part of the project THE MONUMENT by wolfgang sohm. with the search for one’s own memory – the most private of human spaces – starts a cancellation of the boundaries between the personal artistic praxis, individual biography and the common experience of the collective personality forming processes. the history binds people to their origins; the power of imagination makes them maintain an identity, which, beyond the absolute of the completely individual experience, enforces community.
the place of this connection lies far behind us, as if in a subterranean hideout, surrounded by the childhood hopes and the memory of them. robert reszner enforces this history on himself, just as the other participants of the project THE MONUMENT, when he begins his research before this search to finally dig behind his parents’ house, under a rock wall. what he searches for there and subsequently also finds is an outermost point of his memory; a place of longing owned by each child. this ideal place in the imagined childhood hideout, usually unwalkable, was assumed by him in the inside of the mountain, already searched for by him as a child and now in a different way both found and encountered. what was in the mountain, was a tunnel dug up in limestone by forced laborers, which indeed retained an amazing parallel to the collective processes, that are the method of THE MONUMENT project: the description of a collective biographems by its materiality, i.e. the creation of its form.

 

my parents’ house in pernitz, in lower austria, was in pottensteinerstr. 12, close to a little rock formation. jutting out of the rock wall there was a small wooden construction. my first memory connected with it dates back to the year 1972, when I was three years old. It was completed with raw brick panels and between them there was a closed red iron door visible. a rock avalanche has partially covered the construction. in order to avoid further slopping, the remaining overhang has been removed and the construction permanently spilled. during my time in the elementary school, I developed an interest in that memory. I assumed the interior of the former construction was intact, and so together with a school-mate we began to dig there. we reached the roof of the construction and again we saw till the red iron door, but this time through the gable. due to continual avalanches we were forced to give up the digs. as a child I knew that the red iron door led into the former air raid shelter and that it was lastly used as an explosives warehouse.
during the WW II forced laborers, who all belonged to a romanian minority the hutsuls (they wore white smocks with a wide leather belt), hewed blast holes in the rock and executed all the works after the explosion exclusively by hand. the tunnel was supposed to go 30 to 50 meters into the mountain, widen towards the end and contain a stone table. I had this image during my childhood and it was confirmed by my elderly relatives.

 

23. – 26. april 1997: the uncovering begins. eight cubic meters of material havebeen removed and transported away. a depth of 3,5 m is reached.

2. may 1997: weather-beaten wooden boards came into view. it is a construction of wood, crestfallen by pressure and for the most part filled up with material.

6. may 1997: the grid of the ventilation is visible. the iron door is reached.

17. may 1997: the iron door is opened. behind it there is a heavily weathered wooden door that collapses at a touch. the front tunnel is entered. the wet, eroded raw limestone has created a vault. at the depth of 3 meters the tunnel is closed by a brick wall. the main part of the tunnel is still closed.

22. may 1997: three from four tubes, that are necessary for a secure access, are implanted. In the middle of june 1997, after the installation of
the last tube, a safe inspection of the front tunnel is possible. the brick wall that closes the inner tunnel part remains closed.

 

In the middle of june 1997, after the installation of the last tube on the exterior, a safe visitation of the interior space until the brick wall was possible.
the brick wall was opened in the year 2000 and furnished with a door. behind the wall there was a room divided at right angles into 2 tunnels. the length of the room until the end if each tunnel measured about 10 meters and the height, depending on the texture of the stone, or its stratification, between 2 and 3 meters. at the end of both blind tunnels there were boreholes, as if prepared for further prolongation of the tunnels.
a concept of robert reszner | text by wolfgang sohm